In 14 Tagen durch Jordanien
Wie wir mit dem Auto von Amman bis zum roten Meer gefahren sind – und wieder zurück
Ich stehe vor dem Schatzhaus und kann, wie so oft auf Reisen, mein Glück kaum fassen. Eine Stunde sind wir durch den Siq gewandert, beeindruckt von den Farben, den Formen, der schier unendlichen Höhe. Haben an fast jeder Ecke angehalten, um Fotos zu machen. Sind den vorbeipeitschenden Kutschern aus dem Weg gesprungen und haben ihnen dann hinterher geschaut. Auf einmal ist das Ende des Tunnels in Sicht und ich erhasche einen Blick auf das Bauwerk, das dahinter auf uns wartet. Plötzlicher Trubel, überall Beduinen, Touristen, Kamele und Pferde. Farben, Geräusche und Gerüche berauschen mich. Ich bin in Petra angekommen und muss lächeln.
Ein paar Jahre zuvor habe ich am Neujahrsmorgen, noch halb verkatert, eine Dokumentation zu den neuen sieben Weltwundern gesehen und seitdem davon geträumt, einmal hier in Petra zu stehen. Vom Rest des Landes wusste ich zugegebenermaßen nichts. So ist es, um ganz ehrlich zu sein, häufig bei mir. Es gibt eine Kleinigkeit, die auslöst, dass ich ein Land sehen möchte und die lässt mich dann nicht mehr los.
Anfang 2017 dann habe ich entschieden, dass ich in dem Jahr endlich mal wieder weit weg reisen möchte. Irgendwohin, wo ich von Anderen noch nicht viel gehört hatte. Madagaskar, Bolivien, Iran. Es war so vieles denkbar. Schwierig sich da zu entscheiden. Letztlich hat die Zeit und das Budget, das meiner Freundin und mir zur Verfügung stand, entschieden, dass wir am 9. Oktober 2017 für 14 Tage nach Jordanien geflogen sind.
Wir sind damals mit Turkish Airlines vom Köln/Bonner Flughafen über Istanbul nach Amman geflogen und waren insgesamt ungefähr sieben Stunden unterwegs. Seit November 2018 gibt es aber von Köln aus Direktflüge mit RyanAir nach Aqaba, was sich natürlich mega lohnt, weil es viel günstiger ist, man nicht umsteigen muss und nur knappe fünf Stunden unterwegs ist. Also ein Grund mehr, ganz schnell die nächste Reise nach Jordanien zu planen ♥
Tag 1-3: Amman
Die ersten drei Tage haben wir in Amman*, der Hauptstadt Jordaniens, verbracht. Wir haben dort viel erkundet, lecker gegessen und unsere weitere Reise geplant. Alles zu meinen Top-Tipps für Amman kannst du hier nachlesen.
Ab dem vierten Tag hatten wir einen Mietwagen, mit dem wir uns bis zum Ende unserer Reise durchs Land bewegt haben. Ich kann dir für deinen Trip nach Jordanien ebenfalls nur empfehlen, einen Mietwagen zu buchen. Es ist total unkompliziert in Jordanien zu fahren, häufig waren wir sogar die Einzigen weit und breit, und so kannst du selbst bestimmen, wo du hin und wie lange du dich dort aufhalten möchtest. Die meisten sind allerdings mit Reisegruppen (und -bussen) oder mit einem persönlichen Fahrer unterwegs. Wir hatten bewusst in den Tagen in Amman* kein Auto gemietet, da der Verkehr in der Stadt der Wahnsinn ist. Wir sind zwar auch dort gefahren, um zu unserem Hotel* zu kommen, aber das ist Stress, den ich an deiner Stelle vermeiden würde. Wir haben die letzte Nacht extra außerhalb Ammans verbracht um nicht noch einmal mit dem Auto dorthin zu müssen.
Tag 4: Berg Nebo und Totes Meer
Nach den turbulenten Tagen in Amman freuten wir uns, aufzubrechen und den Rest des Landes zu erkunden. Auf dem Weg zum Toten Meer* hielten wir beim Berg Nebo* an. Hier soll Gott Moses das gelobte Land gezeigt haben. Mein erster Gedanke war, dass das doch eine recht trostlose Aussicht für Moses gewesen sein muss, wenn man hier etwas anbauen und sich mit seinem Volk niederlassen möchte. Aber ungeachtet dessen und der Touristengruppen fand ich die Aussicht wirklich beeindruckend. Man sieht bis zum Horizont nur sandfarbene Steinwüste.
Die Entfernungen sind alle nicht besonders groß, daher kamen wir bereits am frühen Nachmittag in unserem 5-Sterne-Spa-Hotel* am Toten Meer* an =) Wir hatten dies ziemlich günstig am Tag zuvor gebucht. Tatsächlich ist es so, dass man am Toten Meer* nur 5-Sterne-Hotels zur Auswahl hat, oder man geht an den öffentlichen Strand, für den man auch Eintritt zahlen muss und übernachtet dann woanders. Wir fanden, dass sich das nicht so richtig lohnen würde und haben uns für diese Variante entschieden.
Tag 5: Madaba
Nach einem entspannten Nachmittag/Abend am Toten Meer* (natürlich inkl. gratis Schlamm-Packung am Strand) fuhren wir am nächsten Tag nach Madaba*, der Mosaikstadt an der Königsroute.
Leider habe ich hier nicht besonders viel erkunden können, da ich etwas Falsches gegessen hatte und einen Tag aussetzen musste. Ich habe mich also in unserem Zimmer im Salome Hotel* verkrochen und ein Buch gelesen, froh eine Toilette in meiner Nähe zu wissen 😉
Tag 6: Mukawir und Dana
Als ich mich am nächsten Tag etwas besser fühlte, fuhren wir los nach Mukawir*. Hier soll Johannes der Täufer geköpft worden sein und es scheint bei wenigen auf der Must-See-Liste zu stehen, denn wir waren die einzigen Besucher. Es handelt sich dabei um einen Berg, den man ohne jeglichen Schatten hochläuft und von oben hat man eine grandiose Aussicht. Ähnlich wie auf dem Berg Nebo*, aber mir gefiel es hier deutlich besser, weil eben niemand sonst da war. Man sieht noch Überreste von einem Bauwerk, aber außer über unseren Reiseführer gab es dazu keine Informationen. Falls du ein bisschen mehr Zeit in Jordanien hast, finde ich, dass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt.
Gegen Abend kamen wir in Dana*, einem Biosphärenreservat, an. Bevor wir zu unserer Unterkunft, dem Al-Nawatef Camp* fuhren, machten wir aber noch einen kleinen Abstecher in das Dorf. Wir wollten vor dem Sonnenuntergang da sein, da wir am nächsten Tag schon früh nach Petra* aufbrechen wollten.
Wir mussten unser, doch recht wuchtiges Auto irgendwann an der Straße abstellen, da es nicht so aussah, als würden wir damit weiter kommen. Also gingen wir von da aus zu Fuß weiter in das kleine Örtchen mit Häusern aus Stein. Als wir eher zufällig beim Dana Guesthouse* ankamen, kam uns das Schild außen ziemlich bekannt vor. Es gehörte tatsächlich zu der gleichen Organisation (Wild Jordan), von der wir in Amman das Café im Wild Jordan Center* besucht haben, das zu meinen Must Sees in Amman gehört. Also gingen wir rein und wurden direkt von einem unglaublich netten Herren in Beschlag genommen, der uns die gesamte Anlage zeigte. Hätten wir nicht bereits eine Unterkunft gebucht gehabt, wir wären auf der Stelle geblieben. Die Aussicht aus den Zimmern war grandios, man wohnt dort direkt über der Schlucht.
Als wir nach draußen gingen, fiel unser Blick auf eine Gruppe Beduinen, die auf dem Dach sangen und tanzten. Unser Begleiter sagte uns, dass sie eine lokale Band seien, die gerade ein Musikvideo drehe. Als sie uns entdeckten, wurden allerdings wir plötzlich zu den Bestaunten und nach einigen Fotos tanzten und sangen wir gemeinsam. Das war ein so spontanes und unglaubliches Erlebnis, das ich jetzt, über zwei Jahre später, immer noch lächeln muss, wenn ich daran denke.
Dann fuhren wir zu unserer eigentlichen Unterkunft, dem Al-Nawatef Camp* etwa eine Viertelstunde entfernt. Es war komplett dunkel als wir ankamen und in unserer Hütte gab es keinen Strom, weshalb wir überhaupt nicht wussten, wo wir gelandet waren. Am nächsten Morgen erst sahen wir die unfassbar schöne Aussicht und wir waren tatsächlich etwas traurig, dass wir schon wieder weiter ziehen mussten, da man in Dana* tolle Wanderungen hätte unternehmen können. Falls du also ein paar Tage länger hier einplanen kannst, kann ich dir das sehr empfehlen.
Tag 7-8: Petra
Und dann kamen wir in Petra* an. Der eigentliche Grund der Reise. Der Ort, in dem man übernachtet, ist ziemlich unspektakulär und unsere Unterkunft, das Al Anbat Midtown Hotel* war günstig und nicht sehr schön. Wir holten uns einen 2-Tage-Pass und gingen direkt los. Wie oben beschrieben wandert man zunächst vom Eingang bis zum Siq*, einer Schlucht durch die man dann circa einen Kilometer wandert. Man hat das Gefühl, dass dieser Weg schon überwältigend ist und hat doch keine Ahnung, was einen dahinter noch erwartet. Ich war völlig fasziniert von den Farben und wie klein man sich teilweise in diesem Siq* fühlte. Es hatte etwas Unwirkliches hier durch zu laufen, aber noch unglaublicher war das Gefühl dann beim Schatzhaus Al-Khazneh* rauszukommen. Dem Bild das alle von Petra* kennen. Hier ist im Vergleich zum Rest des Landes super viel los und jeder, der in irgendeiner Form nach Jordanien kommt, kommt hierher. Und was mir vorher gar nicht so bewusst war: Petra* ist so viel mehr als das Schatzhaus Al-Khazneh*! Es handelt sich um ein riesiges Gebiet in dem man verschiedenste Wanderungen machen kann. Aber auch wer nicht so gut zu Fuß ist, kann Petra* erkunden. Es gibt Kutschen, die einen durch den Siq* bis zum Schatzhaus Al-Khazneh* bringen, Kamele, die einen ein Stück transportieren können oder Esel, die dich auch die steilen Wege rauf und runter tragen. Wir haben uns das römische Theater, verschiedene Opferplätze und das Kloster (den Felsentempel Ad Deir*) angesehen. Am meisten beeindruckt haben mich eigentlich die tollen Ausblicke, die quasi an jeder Ecke gewartet haben.
An einem Abend haben wir auch die „Petra by Night“-Tour* gemacht, obwohl die Bewertungen dazu sehr gemischt und der Preis nicht gerade günstig war. Wir waren ziemlich früh da und am Haupteingang unter den Ersten der Schlange. Dadurch kamen wir auch beim Schatzhaus Al-Khazneh* an, als noch nicht viele da waren und konnten das Lichtermeer noch in Ruhe genießen und uns einen Sitzplatz suchen, bevor die Massen hereinströmten. Das macht, denke ich, den entscheidenden Unterschied. Denn wer ganz am Ende kam, hat kaum etwas von den Lichtern gesehen, weil da überall schon Menschen saßen, hat selbst keinen Sitzplatz bekommen und von dem, was vorne vorgetragen wurde, kaum etwas verstanden. Ich fand die Tour toll, aber ich glaube auch, dass wir Glück hatten.
Tag 9-11: Wadi Rum
Nach der Zeit in Petra* ging es für uns weiter nach Wadi Rum*, der größten Wüste in Jordanien. Wir verbrachten dort zwei Nächte in einem Beduinencamp und machten gleich am ersten Tag eine mehrstündige Jeep-Tour. Diese hatten drei Spanier organisiert, mit denen wir uns für die Tage zusammen getan hatten. Es war zwar schön, aber die kürzere Variante hätte wahrscheinlich ausgereicht. So fühlte es sich ein bisschen so an, als würden wir an jedem Stein anhalten. Aber wir hielten auch hier bei einer tollen kleinen Schlucht, machten ein Picknick, waren sandboarden und sahen den Sonnenuntergang. Im Camp kochten die Beduinen ein leckeres Gericht, dass zum Garen in ein Loch unter der Erde gelegt wurde. So hatten wir nicht einmal bei unserem Kochkurs bei Beit Sitti* gekocht 😉
An unserem Abreisetag wünschte sich meine Freundin noch, einmal in der Wüste auf Kamelen zu reiten, was natürlich immer eine ganz coole Erfahrung ist, wenn man es noch nie gemacht hat. Weil wir hier nun aber aus der Wüste raus und auf den Ort, von dem man mit einem Taxi zurück zu seinem Auto gebracht wird, zureitet, hat es mir nicht ganz so gut gefallen. Denn dieser ist wirklich nicht sehr schön. Falls man also die Wahl hat, sollte man, meiner Meinung nach, lieber zu Beginn, also in die Wüste hinein, reiten.
Tag 12: Aqaba
Von Wadi Rum* aus sind wir bis ganz in den Süden des Landes, nach Aqaba* am Roten Meer* gefahren und dort im Amir Palace Hotel* für eine Nacht untergekommen. Da wir die Wüste recht früh am Morgen verlassen hatten und die Entfernungen in Jordanien alle nicht besonders groß sind, waren wir gegen Mittag in Aqaba* und konnten dort einen Strandnachmittag einlegen. Auch wenn wir nicht weit rausgeschwommen sind, konnte man hier schon ganz schön schnorcheln. Ich könnte mir also vorstellen, dass sich ein Schnorchel-Ausflug lohnt, wenn man ein paar Tage länger bleibt.
Tag 13-14: Kerak, nochmal Madaba, Al-Maghtas und Wadi Mujib
In unserer letzten Nacht wollten wir möglichst nah am Flughafen, aber nicht mehr in Amman selbst übernachten. Und da Madaba sehr zentral liegt, sind wir in der letzten „richtigen“ Nacht im Moab Land Hotel* untergekommen. Auf dem Weg von Aqaba nach Madaba haben wir aber noch einen Abstecher nach Al-Maghtas*, auch bekannt als „Bethanien“, dem Taufort von Jesus, gemacht. Meiner ganz persönlichen Meinung nach ist es wirklich nicht notwendig hierherzukommen. Es ist im Grunde ein kleiner Tümpel in einem großen, militärisch abgesicherten Gebiet. Man stellt sein Auto auf einem Parkplatz ab und muss dann einen der Busse nehmen. Israel und Jordanien streiten sich darum, wo Jesus wirklich getauft wurde, weswegen ich hier keinen Streit vom Zaun brechen möchte. Aber wenn du Jesus‘ Taufort unbedingt sehen möchtest, kann ich dir nur raten, ihn in Jordanien zu besuchen. Verrückterweise sitzt man von der israelischen Seite nur ein paar Meter entfernt am selben Tümpel. Aber während sich in Israel ganze Heerscharen tummeln und teilweise in großen Gruppen in den Teich hüpfen, singen und gemeinsam beten, ist es auf der jordanischen Seite ruhig. Als wir dort waren, waren wir Teil einer äußerst überschaubaren Besuchergruppe von vielleicht zehn Personen. Und ich kann mir vorstellen, dass wir auch nur einen Bruchteil des Eintrittspreises bezahlt haben.
Von da aus ging es in unser Hotel in Madaba, wo wir nur noch zu Abend aßen. Am nächsten Tag ging es früh los nach Wadi Mujib für eine Runde Canyoning. Wenn wir vorher gewusst hätten, was uns erwartet, hätten wir diesen Ausflug bestimmt nicht auf unseren letzten Tag gelegt! Wir haben zwei Stunden lang alle möglichen Hindernisse überwindend eine Schlucht durch die ein Fluss floss, durchquert. Das mag nicht besonders spektakulär klingen und leider habe ich keine Fotos für dich, aber dieser Tag gehört zu den besten, die wir in Jordanien hatten. Wenn ich noch einmal nach Jordanien komme, möchte ich diese Tour nochmal machen und vielleicht auch eine weitere, längere in Wadi al-Mujib*. Es lohnt sich in jedem Fall!
Alles in allem kann ich dir eine Reise nach Jordanien wirklich nur ans Herz legen. Außer in Petra*, wo sich gefühlt alle Touristen tummeln, siehst du im Rest des Landes kaum welche. Seit in den Nachbarländern Unruhen herrschen, ist der Großteil des Tourismus eingebrochen. Das wird diesem wunderschönen Land und seinen herzlichen Einwohnern absolut nicht gerecht. Daher: Fahr hin und mach dir selbst ein Bild, du wirst es nicht bereuen ♥
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